Guangzhou!!!

Veröffentlicht auf von Ben27

22.02.-28.02.2012

 

 

 

                              Neuer Verein, altes Leid!

 

 

 

Halb sechs machten wir uns am Mittwochmorgen auf und wollten kurz danach auschecken, als der Strom im Hotel ausfiel. Ich glaube das war ein Zeichen. China und ich...das passte einfach nicht zusammen. Dementsprechend konnte ich auch noch nicht bezahlen. Nach einiger Zeit bekamen sie das Stromproblem in den Griff, aber es gab bereits ein Neues, denn meine Karten wurden nicht akzeptiert. Ich rief genervt John an, der meinte, dass ich wohl zum Automaten fahren müsste, um Bargeld abzuheben. Meine Fresse! Der Taxifahrer, der schon eine Weile auf uns wartete, brachte mich zum ATM und wieder zurück. Ich bezahlte und wir fuhren zum Flughafen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir jedoch, dass wir mehr als ein Wunder brauchten, um unseren Flieger noch zu erreichen. Wir verpassten ihn natürlich auch. Jetzt hieß es Ticket umbuchen. Wir hatten jemanden von der Airline, der uns behilflich war, ansonsten wäre es auch schwierig geworden, denn die meisten Flüge sind meist ausgebucht. Drei Stunden später ging der nächste Flieger und wir konnten einen neuen Versuch starten. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns bei KFC, liefen dann schon zum Gate und schlummerten dort ein wenig. Danach klappte alles und wir saßen pünktlich im Flugzeug. Aus dem Flugzeug hatte man noch mal einen schönen AusblickIphone-Pics-001.jpg auf die Landschaft um Kunming. Zwei Stunden später landeten wir in Guangzhou. Hier herrschte eine viel höhere Luftfeuchtigkeit als noch in Kunming. Es war schwülwarm. Mit dem Taxi steuerten wir die neue Unterkunft an. Da Guangzhou einer der größten Städte Chinas war mit ungefähr 12 Millionen Einwohnern dauerte die Fahrt dementsprechend lange. Im Taxi fiel mir auf wie viele Mautkontrollen wir durchfahren mussten. Es hatte fast den Eindruck, dass man für jedes Stadtviertel, in das man fuhr, Maut bezahlen musste. Auto fahren war hier um einiges teurer als in Europa und deswegen flogen die Chinesen auch wie die Weltmeister. Es war nämlich wesentlich günstiger. Nach gut einer Stunde dachten wir dann, wir wären am Ziel, aber unser Fahrer hatte nicht wirklich eine Ahnung, wie wir feststellten. Er fragte sich seit geraumer Zeit am Straßenrand durch, doch keiner konnte ihm so richtig weiterhelfen. John wusste ebenfalls nicht zu erklären, wie der Weg zum Hotel war. Das hätte mich auch schwer gewundert. So fuhren wir noch weitere 40 Minuten durch die Gegend, bis wir endlich das Hotel fanden. Wir waren auf dem Universitätsgelände von Guangzhou, welches so groß war wie meine Heimatstadt Magdeburg. :D Zumindest hatte ich das Gefühl. ;) John wartete bereits draußen und bezahlte das Taxi. Wir brachten unsere Sachen aufs Zimmer und er gab mir das Geld, welches ich heute ausgegeben hatte. Ich fragte ihn, warum er mir nicht direkt alles gab und er meinte den Rest würde mir Jiang die nächsten Tage geben, wenn er kommt. Die Art und Weise wie John und sein Partner Jiang ihre Geschäfte machten oder ihre Spieler behandelten, gefiel mir überhaupt nicht. Auch wenn John nun vor Ort war, hatte ich keinerlei Vertrauen in ihn. Aber es war nicht zu ändern. Das Hotel war ebenso kein Leckerbissen. Nach einer kleinen Ruhepause gingen wir was Essen. Später am Abend absolvierten Mate und ich noch ein Laufprogramm, da am nächsten Tag direkt ein Spiel anstehen sollte. Danach fühlten wir uns körperlich wesentlich besser. Wir teilten uns abwechselnd das Internetkabel, da es keinen Wifi-Empfang auf dem Zimmer gab. Da weinte ich immer noch Vietnam hinterher, wo man an jeder Ecke kostenloses Wlan hatte. In China hingegen wurde alles geblockt oder absichtlich gesperrt. Das Internet diente ja der freien Meinungsäußerung und das wurde in China nicht gerne toleriert. Facebook und Youtube liefen überhaupt nicht auf legalem Wege und selbst Google wurde bei den falschen Eingaben sofort gesperrt. So war das hier. Da war die DDR und die Stasi ein Kindergarten gegen. :D Am nächsten Tag schliefen wir aus und begegneten unserer Mannschaft das erste Mal beim Lunch. Das Essen war dasselbe wie überall. Es gab Reis im Überfluss, dazu Fleischspieße und chinesisches Gemüse. Soßen kannte man hier so gut wie gar nicht. Eine Flasche Orangensaft pro 8 Mann Tisch stand zur Verfügung und getrunken wurde dieser aus Schüsseln, denn Gläser gab es keine. Nach dem Essen blieb nicht viel Zeit, denn das Spiel war in Shenzhen. Eine Zweistundenfahrt lag vor uns. Die Mannschaft von Harbin sollte ganze drei Monate in Guangzhou bleiben, weil es zu Hause -20 Grad kalt war. Deswegen fanden die ersten 6 Spiele alle auswärts statt. Harbin lag im Norden Chinas und war die Hauptstadt von Heilongjiang. Diese Provinz grenzte im Norden an Russland und im Westen an die Mongolei. Kein Wunder, dass es dort arschkalt ist. :D Die Stadt war bekannt für seine Eisskulpturen und der größte Schneeskulpturenwettbewerb der Welt fand in Harbin statt. Ich wollte doch Sonne. :) Lustig war, dass meine Heimatstadt Magdeburg eine Partnerstadt Harbins war. Als wir Shenzhen erreichten, fuhren wir natürlich erst mal zum falschen Platz. Das war Standard in China. Organisation wurde sehr klein geschrieben. Ein wenig später erreichten wir den richtigen Platz und ich sah, dass unser Gegner meine alte Mannschaft von Xiamen war. Da freute ich mich schon drauf. Jetzt konnte ich ihnen zeigen, was für einen Fehler sie gemacht haben, mich nicht zu verpflichten. ;) Leider waren bereits bei der Truppe 7 Ausländer zur Probe und es sollten noch 3 weitere von windigen Beratern zum Platz geführt werden. John teilte uns mit, dass jeder 20 Minuten spielen würde. Solange...Wahnsinn! Mittlerweile nahm ich alles schon mit Galgenhumor. :) Warum mache ich ein Testspiel aus, wenn ich den Probespielern dann nicht mehr als 20 Minuten Einsatzzeit gebe.Iphone-Pics-003.jpgIphone-Pics-006.jpg Lächerlich! In China war alles total verrückt. Wir bekamen unsere Spielkleidung und zogen uns am Platz um. Wie früher in der Jugend. Herrlich! :D Mate und ich verfolgten die erste Halbzeit von draußen und kamen Mitte der 2. Hälfte ins Spiel. Xiamen war unterirdisch schlecht und wir führten bereits 5-0. Wir spielten letztendlich nicht länger als 15 Minuten, ich bereitete ein Tor durch eine Ecke vor, aber wen interessierte das überhaupt. Das Beste am Spiel war die Aussicht. ;) Ich fragte John, was das hier sollte, was man in 15 Minuten sehen will oder zeigen kann. Natürlich hatte er keine Antwort darauf. Nach dem Spiel flachste ich noch ein wenig mit den Jungs von Xiamen und sowohl der Co-Trainer als auch der Trainer begrüßten mich sehr freundlich. Ich konnte immer noch nicht begreifen, was da schief gelaufen sein soll. John meinte, ein Assistenz-Coach wäre ausschlaggebend dafür gewesen, dass ich nicht verpflichtet wurde. Ich sagte ihm, dass es ein Witz sei, wenn Trainer und Manager mich wollen, wie ein Assistent dann dies verhindern könnte. Ich ging stark davon aus, dass Jiang das verbockt hatte. Anscheinend war es ja auch nicht mehr zu ändern, denn ich fragte John, ob noch was zu machen wäre, aber er verneinte. Warum sollte ich auch mal Glück haben. Glück war mit den Dummen und deswegen leider nicht mit mir. :D Die Rückfahrt dauerte dann 3 Stunden, weil der Bus zwischenzeitlich streikte. Herrlich! Mit einem riesigen Hunger fiel ich später über das Buffet her und verspeiste alles was es gab, egal ob ich es mochte oder nicht. :D Morgen sollte derselbe Ablauf stattfinden, nur mit der Veränderung das am Nachmittag Training angesetzt war. Im gesamten Universitätsgelände befanden sich neben zwei super Stadien, mehrere gute Trainingsplätze, aber wir fuhren wieder eine Stunde bis ans Ende der Welt, um zu trainieren. Wir waren keine Minute aus dem Bus gestiegen, da fing es plötzlich, monsunartig an zu regnen. Es goss aus Kübeln. Völlig durchnässt kamen wir am Platz an und dann hieß es, dass wir Ausländer nur 20 Minuten laufen und die Chinesen gegen eine andere Truppe spielen. Ich dachte zuerst es wäre ein Scherz, aber dem war nicht so. Wir liefen im Regen und setzten uns danach in den Bus. Ich wrang meine Sachen aus und danach warteten wir wirklich 1 1/2 Stunden, bis das Spiel zu Ende war. Ein weiteres Highlight. Nach dem Essen abends ging ich zu John aufs Zimmer und sagte ihm, wenn das Morgen auch wieder so abläuft, würde ich direkt nach Hause gehen. Es stand nämlich wieder ein Spiel an. Morgen sollten wir länger spielen, war seine Rede. Aber ob ich nun mit John gesprochen habe oder Katze hat Gewehr, es war derselbe Bullshit wie die Tage zuvor. Wir fuhren zum Spiel, es regnete wieder aus Kübeln, wir zogen uns draußen um und machten uns länger warm, als wir spielten. Ich hatte endgültig die Nase voll. Mate ging es natürlich ähnlich. Obwohl wir noch Glück hatten, ein Japaner weilte nämlich noch mit uns, der gar nicht spielte. :D Diesmal gingen Mate und ich zusammen zu John und sagten ihm klipp und klar, dass er mit Trainer, Manager oder sonst wem reden sollte, um zu erfahren, was hier los war. Er war später mit dem Coach und dem Präsidenten zum Essen verabredet und würde danach bescheid wissen. Gut meinte ich und verließ grußlos den Raum. Spätestens morgen wollte ich auch eine Entscheidung haben, denn ich hatte keine Lust hier noch mehr Zeit zu vergeuden. Meinen Eltern teilte ich das Dilemma mit und auch sie fragten, was das denn alles soll und verstanden es genauso wenig wie ich. China sucks! Gegen Mittag des nächsten Tages erfuhren wir, dass der Verein bessere Spieler haben wollte. Mir riss nun die Hutschnur und ich ließ meinen Frust raus. Ich sagte ihm klar und deutlich, was ich von ihm, dem Verein und der ganzen Sache hier hielt. Das letzte, was ich von John noch wollte, war, Jiang anzurufen und ihn zu fragen, wann er erscheint, um mir mein Geld zu geben. Es sollte mal wieder morgen so weit sein. Länger wartete ich auch nicht, meinte ich wütend, und stürmte aus dem Zimmer. Am Nachmittag fuhren Mate und ich in die Stadt, um wenigstens was Positives mitzunehmen aus Guangzhou. Mit der Metro brauchten wir 45 Minuten und waren mitten im Zentrum. Guangzhou war nicht das beliebteste Reiseziel für Touristen und hatte auch nicht viel an Sehenswürdigkeiten zu1285161905_jpeg-147A6C00170F60E8-20100922-img_26495446_1409.jpg bieten. Der größte Fernsehturm der Welt befand sich jedoch hier. Ansonsten reihte sich ein Shoppingcenter an das Nächste. Und ich spreche nicht von kleinen Einkaufszentren, nein jede Mall hatte 8-10 Stockwerke. Es war unglaublich. Jedes Stockwerk war unterteilt. In einer Etage gab es nur Sportartikel, in der anderen nur Elektrowaren und Zubehör. Die Dritte hatte normale Klamotten und in der Vierten gab es nur Schmuck. So ging es weiter bis zum letzten Stockwerk. Wenn man auf jeder Etage etwas kaufte, war man arm. :D Selbst wenn man den großen Centern den Rücken kehrte, gab es auf den Straßen überall Geschäfte. Guangzhou war ein Shoppingparadies. Jede Frau wäre hier überglücklich. ;) Wir liefen eine ganze Weile durch die Gegend und aßen unter anderem in den Edelrestaurants von Mc Donalds und Subway. :) Genau die richtigen Sportlermahlzeiten nach dem ganzen Frust. :) Als Belohnung des Tages gönnten wir uns noch eine wohltuende Massage. :) Danach sah das Leben doch schon wieder ganz anders aus. Nach dem Wir nun fast 8 Stunden unterwegs waren, fuhren wir mit der Metro wieder zurück. Den restlichen Weg zum Hotel bewältigten wir mit einem Motorrad. Vor jeder MetrostationIphone-Pics-010.jpg warteten mehrere Biker, um Leute zu fahren. Für einen Euro wurden wir zusammen ins Hotel gebracht. Das erinnerte mich an die guten alten Zeiten in Saigon. Am Montag sollte Jiang natürlich nicht erscheinen, aber das war mir mittlerweile egal, denn wenn er mir das Geld nicht geben sollte, würde ich es auf jeden Fall von Frank bekommen. Eigentlich wollte ich mir direkt einen Flug nach Bangkok buchen, wartete aber auf Mate. Er wollte mit und musste jedoch als Kroate ein Visum beantragen für Thailand. Das war halt der Nachteil, wenn man nicht der EU angehörte. :) Aber nächstes Jahr sollte sich das ja ändern. Dienstagnachmittag war das Visum da und wir buchten unseren Flug für 23.30 Uhr. Juhu! Frank hatte derweil einen neuen Kontakt organisiert, welcher uns in Bangkok abholen und für die letzten Tage der Transferperiode Clubs besorgen sollte. Ich war gespannt, doch ich machte mir nicht mehr allzu große Hoffnungen. Zu viel war die letzten Wochen schiefgelaufen, aber die Hoffnung stirbt ja bekannterweise zuletzt. Außerdem hatte ich noch Urlaubspläne, die ich in Thailand verwirklichen wollte, wenn sportlich nichts passierte. Wir verabschiedeten uns trotz allem von John, er gab mir noch ein Teil meines Geldes und versprach sich darum zu kümmern, dass Jiang den Rest die nächsten Tage überweist. Wir werden sehen, war mein kurzer und trockener Kommentar. Er bestellte ein Taxi, bezahlte es im Voraus und schon waren wir auf dem Weg. Die Fahrt sollte diesmal nur 45 Minuten dauern. Wir waren beide überglücklich China endlich verlassen zu können. Meine Laune steigerte sich im Sekundentakt. :) Beim Check-in musste ich zwar meine Sachen umpacken, weil ich Übergepäck hatte, es störte mich aber nicht im Geringsten. Ebenso wenig die Tatsache, dass die Maschine eine Stunde Verspätung haben sollte. China setzte alles daran uns hierzubehalten, aber unser Willen war stärker. :D Letztendlich hoben wir kurz vor eins ab. Wir hatten es geschafft. Es mag sich dramatisch anhören, aber ich glaube, ich war selten so glücklich einen Ort oder besser ein Land zu verlassen. Drei Stunden später landeten wir im Himmel. :D Nein nur zurück im Sündenpfuhl Bangkok. ;) Jetzt waren es wieder nur sechs Stunden, die ich der Heimat voraus war. Die Passportkontrolle zog sich ewig hin, sodass wir erst gegen 4.00 Uhr im Hotel eintrafen. Egal, egal...Bangkok Babyyyyyyy....:D Und nun bin ich auch so gut wie up to date mit meinem Blog Freunde...;) 

Veröffentlicht in China

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S
yeahhhhh :))) man man wie spannend sich das liest....und endlich weiss ich wie man hier kommentieren kann :)
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B
<br /> <br /> hehe....gut so shemyyyyyyyyyyy ;)<br /> <br /> <br /> <br />